Wie fรผhlt es sich an, wenn man plรถtzlich blind ist? Im Typhlologischen Museum Zagreb das Bewusstsein fรผr Menschen mit Behinderung schรคrfen.
Welche Gerรคte nutzten die Augenรคrzte im 19. und 20. Jahrhundert? Wie sehen Kunstwerke blinder Kรผnstler aus? Diese und รคhnliche Fragen werden bei einem Besuch im Blindenmuseum in Zagreb beantwortet.
Schon lange bevor das Typhlologische Museum in Zagreb im Jahr 1953 an der heutigen Stelle in der Nรคhe des Bahnhofs erรถffnet wurde, sammelte der Lehrer Vinko Bek alle mรถglichen Gegenstรคnde, die mit dem Thema Blindheit zu tun hatten. รber die Jahre wurde seine Sammlung so umfangreich, dass diese in verschiedene Bereiche unterteilt werden musste. Der Name des Museums leitet sich รผbrigens von den altgriechischen Worten โtyphlosโ (nicht die Fรคhigkeit zu sehen besitzen) und โlogosโ (Vernunft, Rede, Gedanke, Erzรคhlung) ab.
Neben einer Ausstellung von verschiedenen Objekten, darunter Lehrbรผcher in Blindenschrift, Schreibhilfen und Gegenstรคnden des tรคglichen Gebrauchs, gibt es auch eine Augenรคrztliche Sammlung, welche die Entwicklung der optischen Gerรคten zur Diagnostik zeigt, eine Kunstsammlung mit Kunstwerken blinder Kรผnstler sowie eine Sammlung von Fotografien und Archivmaterial. Interessant ist auch die Abteilung mit Lehrmitteln fรผr Physik und Mathematik des blinden Naturwissenschaftlers Julius Eugen Wagner. Der umtriebige Wissenschaftler nahm an zahlreichen Fachmessen teil und gestaltete selbst die Lehrmittel fรผr sehbeeintrรคchtigte Schรผler.
Typhlologische Museum Zagreb
Ein Highlight bei einem Besuch im Blindenmuseum Zagreb ist der Aufenthalt in der Dunkelkammer. Im sogenannten Dark Room erfรคhrt man am eigenen Leib, wie es ist, wenn man plรถtzlich nichts mehr sehen kann. Im Raum sind verschiedene Hindernisse verteilt, die es zu รผberwinden gilt. Wer mรถchte, kann ein Video seines Aufenthaltes in der Dunkelkammer mit nach Hause nehmen.
Im Typlologischen Museum beschรคftigt man sich aber nicht nur mit der Vergangenheit, sondern auch mit der Gegenwart und Zukunft. Aus diesem Grund finden regelmรครig Fachveranstaltungen mit Wissenschaftlern aus aller Welt statt und es werden Workshops fรผr Interessierte organisiert, wie beispielsweise fรผr Hoteliers, Restaurantbetreiber und Touristiker, die ihre Angebote auch sehbehinderten Menschen zugรคnglich machen mรถchten.
Jedes Jahr im Mai findet im Museum ein Science Festival mit wechselnden Schwerpunkten statt. Auรerdem gibt es eine hauseigene Spezialbibliothek, in der man sich mehr als 7.000 Fachbรผcher und Fachzeitschriften aus aller Welt ausleihen kann. Die รคlteste Verรถffentlichung stammt aus den Anfรคngen der kroatischen Sonderpรคdagogik und wurde, wie sollte es anders sein, vom Museumsinitiator Vinko Bek verfasst.
Weitere Highlights:
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